Archiv der Kategorie: Religion

Erster islamischer Studiengang geplant

An der Universität Tübingen in Münster, sollen erstmals in Deutschland islamische Religionslehrer und Imame ausgebildet werden. Dafür entsteht hier ein Zentrum für Islamstudiengänge. Bundesbildungsministerin Annette Schavan begrüßte diese Entwicklung: „Ich bin davon überzeugt, die Einrichtung von Fachbereichen für theologisch orientierte islamische Wissenschaften ist ein weiteres Kapitel der Geschichte der theologischen Wissenschaft in Deutschland“. Ihrer Überzeugung nach wird auf die Art nicht nur der Glauben bewahrt, sondern auch ein Übertritt des Islams in die Moderne bewirkt. Dabei würde die Universität als Ort kritischer Auseinandersetzung mit der Historie unterstützend beitragen. 500 Studienplätze werden dafür vorerst zur Verfügung gestellt. „Die eingerichteten Studienzentren sind ein wesentlicher Beitrag zur Integration von Muslimen“, glaubt Frau Schavan. Das stimmt vielleicht sogar. Aber vor allem ist es ein wichtiger Beitrag für die Festigung religiöser Glaubensgemeinschaften in Deutschland. Und der Bedarf daran sinkt von Jahr zu Jahr.

Viel Wirbel um Rede zum Tag der deutschen Einheit

Christian Wullfs Integrationsrede, in der er den Islam als Teil der deutschen Gesellschaft bezeichnet hat, hat für viel Wirbel gesorgt. Edmund Stoiber (CSU) kritisierte gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, Wullfs Äußerung über die Zugehörigkeit des Islam zu Deutschland sei zu kurz gefasst, da das Christentum die deutsche Kultur geprägt habe und Integration auch bedeutet, sich in die Leitkultur des Landes zu einzufügen. Auch Generalsekretär der CDU Hermann Gröhe beanstandet in einem Interview, dass Religionsfreiheit „keinen Rabatt“ bedeutet, wenn es beispielsweise um die Gleichberechtigung von Mann und Frau gehe. Sein Kollege Alois Glück verlangte, die Muslime in Deutschland sollen sich nicht von der deutschen Gesellschaft abschirmen, sondern: „sich die Werte unserer christlich geprägten Kultur aneignen, ohne dass wir den Anspruch stellen, dass sie ihren eigenen Glauben aufgeben müssten“. Die Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bemühte sich, die starken Kontroversen die durch die Rede des Bundespräsidenten ausgelöst wurden zu dämpfen, in dem sie darauf hinwies, das Wulff in seiner Rede zum Tag der Einheit lediglich deutlich gemacht habe, „dass die vom Islam vertretenen Werte mit unserem Grundgesetz übereinstimmen müssen. Es gilt bei uns das Grundgesetz, und nicht die Scharia“. Auch sie bezeichnete die christlich-jüdische als die „prägende Kraft unserer Kultur“. Im Gegensatz zu den Aussagen der CDU und CSU-Politiker, warfen SPD-Funktionäre wie Berlins regierender Bürgermeister Klaus Wowereit der CDU vor; „anders als ihr Bundespräsident nach wie vor nicht in der Realität angekommen“ zu sein. Einzig der Grünen-Chef Cem Özdemir brachte das Problem auf den Punkt in dem er sagte, dass nicht die unterschiedlichen Religionszugehörigkeiten, sondern die freiheitlich demokratischen Werte der Verfassung entscheidender Bezugspunkt für das Miteinander der hier lebenden Menschen ist.

Nobelpreis für Medizin vergeben – Kirche empört

Der diesjährige Nobelpreis für Medizin geht an den Briten Robert Geoffrey Edwards. Edwards entwickelte die In-Vitro-Fertilisation, bei der menschliche Eizellen in einem Reagenzglas befruchtet und anschließend in die Gebärmutter eingepflanzt werden. Fast zehn Prozent aller Paare weltweit sind von Unfruchtbarkeit betroffen und profitieren von dieser einfachen aber wirksamen Methode. Vier Millionen Kinder sind seitdem mithilfe Edwards In-Vitro-Fertilisation entstanden. Dafür wurde er jetzt mit dem Nobelpreis geehrt. Allerdings findet das nicht in allen Kreisen Anklang. Der Vatikan hat die Vergabe des Preises an Robert Edwards heftig kritisiert. Nach Ignacio Carrasco de Paula, Leiter der päpstlichen „Akademie für das Leben“, trägt die Entwicklung des Preisträgers dazu bei, dass es einen Markt gäbe, auf dem Millionen an Eizellen verkauft werde und eine „Vielzahl von Kühlschränken mit Embryonen gefüllt“ seien. Außerdem kritisiert er im Namen des Vatikans, dass viele der Eizellen und Embryonen, wie er sie nennt -gemeint sind die befruchteten Eizellen- aufgegeben werden und sterben. Dafür macht er den Erfinder verantwortlich und mokiert, dass künstliche Befruchtung viel zu teuer und keine „wirkliche Lösung“ des Problems der Unfruchtbarkeit darstellt. Eine „wirkliche Lösung“ bietet natürlich weder er, noch der Vatikan an. Glücklicherweise ist Glaube aber Privatsache. Und so können auch weiterhin Paare, die sonst Kinderlos blieben, ihren Kinderwunsch erfüllen.

Kirchenrecht vs. Staatsrecht

In einem dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte vorliegenden Fall aus Deutschland, wurde jetzt zu Gunsten des Klägers entschieden. Einem ehemaligen Kirchenmusiker der katholischen Kirche war gekündigt worden, weil er nach der Trennung von seiner Frau eine neue Beziehung begonnen hatte. Seine bisherigen Klagen vor dem deutschen Arbeitsgericht und dem Bundesverfassungsgericht scheiterten, weil in Deutschland die Kirchen nicht verpflichtet werden, sich an das für alle anderen Firmen gültige Arbeitsrecht zu halten. Die Richter des Europäischen Gerichtshofes stellten das deutsche Kirchenrecht zwar nicht grundsätzlich infrage, widersprachen aber der von der katholischen Kirche vertretenen Ansicht, der betroffene Organist hätte mit der Unterschrift unter den Arbeitsvertrag ein „eindeutiges Versprechen“ abgegeben, nach einer Trennung enthaltsam zu Leben. Gegen dieses Urteil kann die Bundesregierung binnen drei Monate Einspruch einlegen. Tut sie dies, wird das auf erheblichen Unmut in der Bevölkerung stoßen, da selbst die meisten Christen dieses Vorgehen ihrer Amtskirche nicht akzeptabel finden. Tut die Regierung nichts oder bestätigt der Europäische Gerichtshof bei einer weiteren Untersuchung das erste Urteil, wird eine Klagewelle auf die katholische Kirche zukommen, da das hier beanstandete Vorgehen nicht ungewöhnlich ist.

Ermittlung gegen die Vatikanbank

Gotti Tedschi ist der Chef der Vatikanbank (IOR). Die italienische Nachrichtenagentur ANSA gab jetzt bekannt, dass die Staatsanwaltschaft in Rom gegen ihn und einen weiteren Bankmanager wegen Verstoßes gegen das Geldwäschegesetz ermittelt. 23 Millionen Euro sollen laut ANSA von den Behörden beschlagnahmt worden sein. Tedeschie wird beschuldigt, bei verschiedenen finanziellen Transaktionen die tatsächlichen Namen der Auftraggeber verschwiegen und sich somit der bewussten Geldwäsche schuldig gemacht zu haben. Außerdem wurde in dem Zusammenhang berichtet, dass die Vatikanbank unter einem Pseudonym Konten bei anderen Banken verwaltet, über die allein in den vergangenen zwei Jahren 180 Millionen Euro flossen. Normalerweise werden alle Gelder der katholischen Verbände auf der Vatikanbank verwaltet, die sich selbst „Institut für Religiöse Werke“ nennt. In einer ersten Erklärung zeigt sich der Vatikan „erstaunt“ über die Anschuldigung und versichert, einen; „klaren Willen zu völliger Transparenz der Finanztransaktionen des IOR“. Allerdings haben bereits frühere Ermittlungsverfahren gegen Mitarbeiter der Kirche in anderen Bereichen gezeigt, dass eine solche Transparenz seitens des Vatikan in der Regel erst erzwungen werden muss.