Kardinal Willliam J. Levada wurde 2005 als Präfekt der Glaubenskongregation der Nachfolger Joseph Ratzingers. Und wie schon sein berühmter Vorgänger ist nun auch er in die Schlagzeilen geraten. Die „New York Times“ recherchierte, dass Levada während seiner Zeit als Bischof in Los Angeles, in mehreren Fällen die Untersuchung pädophiler Übergriffe durch Geistliche verschleppt und in mindestens einem Fall, einen straffällig gewordenen Priester - gegen dessen Willen – wieder in der Gemeindearbeit eingesetzt hatte. Sicher, ähnliche Vorfälle gab und gibt es auch in anderen Organisationen.

Aber die Kirche ist eben nicht irgendein beliebiger Verein. Die katholische ebenso wie die evangelische Kirche sehen sich beide als unverzichtbarer Garant für die Vermittlung und Zementierung moralisch-ethischer Werte in unserer Gesellschaft. Sie fördert und fordert den bedingungslosen Glauben, nicht nur an ihre christliche Lehre, sondern vor allem auch an die Unfehlbarkeit des Klerus.

Aufgrund dieses selbst ernannten Stellenwertes, genießen die Kirchen erhebliche Rechte und Einflussmöglichkeiten. Das Sie Diese genutzt haben, um ihnen bekannte Missbrauchsfälle zu vertuschen, dürfte das Vertrauen der Menschen mindestens ebenso erschüttert haben, wie die jetzt bekannt werdenden Straftaten. Es stellt sich die Frage, ob die Kirchen damit nicht nur ihr Ansehen, sondern auch ihre Legitimierung als Interessenvertreter der Gläubigen verloren haben.