Historikerstreit in Israel

Das Recht der Staatsgründung Israels wird von Juden auf die heilige Schrift zurückgeführt, was Teil des Konfliktpotentiales mit den, meist muslimisch geprägten, Palästinensern ist. Der Historiker Schlomo Sand hat genau diesen Anspruch in Frage gestellt. In seinem Buch: „Die Erfindung des jüdischen Volkes“, dass jetzt auch in Deutschland erschienen ist, vertritt er die, für viele Juden empörende These, dass es keine Beweise für die Vertreibung der Juden aus dem heiligen Land gäbe. Wenn er damit Recht hat bedeutet das, dass es „das jüdische Volk“ nicht gibt, sondern Juden lediglich eine Religionsgemeinschaft wie jede andere auch ist. Dass alle Juden das selbe kulturelle und genetische Erbe haben, ist jedoch Bestandteil ihres Glaubens und ihrer Eigenwahrnehmung. Erschwerend kommt hinzu, dass die Legitimation des Staates Israel auf diesem Glauben beruht. Die auf sein Buch folgende Entrüstung kann Schlomo Sand gut verstehen: „Ich habe den Gründungsmythos der jüdisch-israelischen Gesellschaft in Frage gestellt…. Wie will man die ‚Heimkehr‘ der Juden in ihre alte Heimat legitimieren, wenn die Juden dieses Land doch nie verlassen haben?“ Aus seiner Forschungsarbeit leiten sich somit durchaus auch politische Forderungen ab. Und damit steht Sand nicht allein. Seit den achtziger Jahren bemühen sich Historiker, die israelische Geschichtsschreibung zu korrigieren. Sand hofft, dass seine Arbeit ein Umdenken im Verhältnis zu den in Israel lebenden Palästinensern bewirkt und Israel dadurch ein demokratischer, besserer Staat wird.

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