Arme Deutsche?

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ist das größte und vielleicht auch angesehenste Institut dieser Art in Deutschland. Jetzt hat es eine neue Studie zum Thema Soziale Ungleichheit veröffentlicht. Diese zeigt, dass sich an dem seit Jahren anhaltendem Trend einer Verringerung des Mittelstandes nichts geändert hat. Um circa 4 Prozent ist der Anteil der Bevölkerung, die der Mittelschicht angerechnet werden kann, gesunken.„Dieses Schrumpfen ist zwar nicht exorbitant, was aber besorgniserregend ist, ist dieser langfristige, relativ gleich bleibende Trend.“, erklärt DIW-Mitarbeiter Jan Goebel. Gestiegen ist dafür der Anteil der unteren Einkommensschichten, von 18 auf 22 Prozent. Parallel dazu stieg auch der Anteil der wohlhabenden Bevölkerung und die Höhe ihres Einkommens. Circa 17 Prozent aller Deutschen gelten als wohlhabend.

Gerade das aktuelle Sparpaket der Regierung war Anlass für Viele, die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich zu bemängeln. IG-Metall-Chef Huber, kritisierte bei einem Spiegel-Interview, dass dadurch das soziale Gleichgewicht aus der Balance gebracht werde. Allerdings sieht diese Entwicklung schon etwas anders aus, wenn man sie mit etwas größerem Abstand betrachtet. Tatsächlich war die Möglichkeit, eines eigenverantwortlichen sozialen Aufstiegs, eines der großen Ziele, der Politik der siebziger Jahre. Und dieses Ziel wurde erreicht, was heute in den Diskussionen um die Höhe von Hartz 4 und Kindergeld leicht untergeht. Auch bei der Forderung, die Investitionen für den Bildungssektor zu erhöhen, wird der Bildungsstand der Bevölkerung neuerdings untrennbar mit der Höhe der dafür bewilligten Zuschüsse gleichgesetzt. Fakt ist aber, dass es noch nie so viel günstige Möglichkeiten der Aus-und Weiterbildung gab, wie heute. Fakt ist auch, dass der Zusammenhang zwischen Armut und geringer Bildung nicht in erster Linie an fehlenden Mitteln, für die Ausbildung Kinder ärmerer Eltern liegt, sondern an der fehlenden Förderung _durch_ die Eltern. Kein noch so gutes Angebot kann die Eigenmotivation eines Menschen ersetzen. Ist Diese nicht in ausreichendem Maße vorhanden, greifen alle Maßnahmen ins Leere.

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