Es ist die größte Ölkatastrophe, die die Vereinigten Staaten jemals erlebt haben. Die Küsten rund um das Mississippi-Delta sind von der Ölpest betroffen, ganze Ökosysteme verenden. Viele an den Küsten ansässige Menschen leben direkt oder indirekt vom Fischfang oder Tourismus. Wie schafft es also ein Ölkonzern, der verantwortlich dafür ist, dass täglich 9,5 Millionen Liter Öl aus einem Bohrloch ins Meer fließen, dass die Betroffenen ruhig bleiben und es keine Massen-Klagen gibt, die den Untergang des Unternehmens bedeuten könnten? Die Antwort liegt auf der Hand – mit Geld!
So auch in diesem Fall. US-Präsident Obama hat die Spitzen des Ölkonzerns ins Weiße Haus berufen, um über Entschädigungszahlungen zu diskutieren. BP stellt demnach von sich aus 20 Milliarden Dollar zur Verfügung, die in einen unabhängigen Fonds eingezahlt werden. Weiterhin gibt der Konzern 100 Millionen Dollar für diejenigen Arbeiter frei, die von Obamas Sperre benachteiligt sind, die besagt, dass für sechs Monate alle Tiefseebohrungen stillgelegt werden müssen. Als Verwalter des Fonds ist eine bereits bekannte Person beauftragt worden, Jurist Kenneth Feinberg, der auch schon den Entschädigungsfonds für die Opfer des Anschlags vom 11. September verwaltete.
Zwanzig Milliarden Dollar hören sich auf den ersten Blick gewaltig an. Die Zahlung wird jedoch in jährlichen Raten von 5 Milliarden Dollar freigegeben. Nimmt man sich die Summe, die der Ölkonzern BP im ersten Quartal des Jahres als Gewinn verzeichnet, nämlich sechs Milliarden Dollar, so ist der Konzern keineswegs am Abgrund angelangt.