England: Affäre um belauschte Telefonate

Die britische Boulevardzeitung „News of the World“, hat jetzt, 168 Jahre nach ihrer Gründung, die Zeitung eingestellt. Am Sonntag den 10.07. wird sie zum letzten Mal erscheinen. Als Grund dafür gab die Konzernleitung „wiederholtes Fehlverhalten“ ihrer Mitarbeiter an, dass durch die Verantwortlichen nicht verhindert wurde. In den vergangenen Wochen war bekannt geworden, dass Mitarbeiter der Zeitung, nicht ohne Unterstützung der abgebrühten Verantwortlichen für das Blatt, Handys angezapft und abgehört hatten. Ermittlungen von Scotland Yard ergaben, dass die Telefonate vorn mindestens 4000 Personen widerrechtlich mitgeschnitten und belauscht wurden. Dazu gehörten auch die Handys von Entführungsopfern und von Opfern und Angehörigen der 2005 stattgefundenen Terroranschläge auf die Londoner U-Bahn. Die ersten Informationen darüber waren 2007 bekannt geworden, als ein Gericht Mitarbeiter der Zeitung verurteilte, weil sie nachweislich die Telefongespräche von Prominenten, darunter auch des englischen Königshauses, mitgehört hatten. Je mehr Informationen über die Arbeitsweise des Blattes an die Öffentlichkeit gelang, umso größere Wellen schlug die Empörung in der Bevölkerung. „Zum Geschäft der News of the World gehört, andere zur Rechenschaft zu ziehen. Aber als es um sie selbst ging, ist sie gescheitert. Missetäter haben eine gute Redaktion schlecht gemacht.“, behauptet der Sohn von Rupert Murdoch, dem Besitzer des Medienimperiums. Das die Boulevard-Zeitung Jahrzehntelang hervorragend von den unrechtmäßigen Ermittlungsmethoden ihrer Mitarbeiter profitierte und diese forcierte, darüber schweigen sich die Besitzer natürlich aus. Schließlich wollen sie auch in Zukunft noch ihr so verdientes Geld gewinnbringend anlegen können. Die Einstellung der „News of the World“ ist lediglich hartes Kalkül. Der Skandal gefährdet den geplanten Kauf des Satellitensenders BSkyB, dessen Nutzung wesentlich höhere Gewinne verspricht, als das Boulevardblatt. Inzwischen hat die Affäre auch die britische Politik erreicht. Premierminister David Cameron gerät wegen seiner engen Beziehung zu dem Murdoch-Medienimperium immer stärker unter Druck und es wird erwartet, dass er sich deutlich von den Verantwortlichen des Unternehmens distanziert. Das jedoch ist, wie auch in Deutschland schwierig, da bereits ein Drittel der gesamten britischen Presse von Murdoch kontrolliert wird.

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