Jeder 4. Katholik denkt über Austritt nach

Es wirkt fast ein wenig hilflos, wie die Würdenträger der katholischen Kirche mit den Missbrauchsvorwürfen umgehen. Da wird die „kirchenfeindliche Haltung“ der Medien mit dem NS-Regime verglichen, die sexuelle Revolution als mitverantwortliche Ursache von Kindesmissbrauch genannt, oder auf homosexuelle Einzeltäter verwiesen. Das die Mehrzahl der Opfer Mädchen sind, wird dabei ignoriert. Die Strategie, die Schuld dem sittlichen Verfall der Gesellschaft zuzuweisen, hat sich in der Vergangenheit bewährt. Doch damit scheint nun endgültig Schluss zu sein. Mittlerweile denkt fast ein Viertel aller Katholiken über einen Austritt aus der katholischen Kirche nach. Und es sind nicht nur die Mitläufer, die „Papierchristen“, die sich zum Austritt entschließen. Auch Gläubige, denen die Religion und die damit verbundenen Rituale noch wichtig sind, wenden sich immer häufiger von der Kirche ab. Entscheidend dafür sind weniger die Verbrechen einzelner Mitarbeiter des Klerus, sondern vor Allem die damit verbundenen Vertuschungen durch die Kurie. Wut und Enttäuschung der Mitglieder und nicht selten auch Verzweiflung sind die Folgen. Denn nie zuvor in der Geschichte des Christentum in Europa, mussten sich die Mitglieder der großen Kirchen so oft fragen lassen, warum sie eine solche Organisation durch ihre Mitgliedschaft unterstützen.

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