Mehrere tausend Menschen protestierten am Donnerstag gegen den Papst-Besuch. Vor allem die Einladung des Papstes im Bundestag reden zu dürfen, empörte viele Menschen Deutschlandweit. Am Potsdamer Platz trafen sich die Demonstranten zu einer Kundgebung, bei der Transparente mit Sprüchen wie „Keine Macht den Dogmen“ und „Pope, go home“ getragen wurden. Auch auf die in den vergangenen zwei Jahren aufgedeckten und durch die Kirche vertuschten Missbrauchsfälle, wiesen etliche der mitgeführten Plakate hin. „Die katholische Kirche ist eine teuflische Organisation, die mein Leben in der Jugend stark eingeschränkt hat“, erklärte der Berliner Lutz Meyer, den Grund seines Protestes gegen den Besuch des Kirchenoberhaupts. „Ein Anti-Demokrat hat nichts vor dem Parlament verloren“, beschwerte sich ein anderer Demonstrant über die Redeeinladung an den Papst. Von den meisten in Berlin protestierenden Papst-Gegnern wird die katholische Kirche als unmenschlich und antidemokratisch empfunden. Zu starr und eingeschränkt reagieren die Kirchenvertreter, auch auf die Forderung ihrer Gläubigen, nach mehr Mitspracherecht, Transparenz und Offenheit gegenüber Andersdenkenden. Die sich häufenden Demonstrationen gegen die Politik des Vatikan, die auch schon in Spanien den Besuch des Papstes überschatteten zeigen, dass die Zeit in der die Kirche eine gemeinschaftsstiftende Rolle spielte, wohl endgültig passe‘ ist. „Gottlos glücklich“, war dann auch auf etlichen T-Shirts der Berliner an diesem Tag zu lesen.
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Schwieriger Papstbesuch in Spanien
Der viertägige Besuch des Papstes in Spanien wurde begleitet von scharfen Protesten gegen dessen hohen Kosten und gegen die rigide Sexualmoral der katholischen Kirche. Rund 4000 Menschen zogen demonstrierend durch Madrid, wobei es teilweise zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Gegnern des Papstbesuches und der Polizei kam. Die Menschen in Spanien leiden derzeit unter einer hohen Arbeitslosenquote von rund 20 Prozent, was zu Unverständnis über die hohen Kosten für die Sicherheitsvorkehrungen des Papstbesuches führt. Diese belaufen sich auf über 50 Millionen Euro. Diese sollen allerdings, nach Angabe der Organisatoren, durch Besuchereinnahmen gedeckt sein. Papst Benedikt der XVI. warnte in seiner Rede an die versammelten Gläubigen vor „modischen Ansichten“ und „der Verleugnung des Reichtums des Glaubens“. Weiterhin kritisierte er die zu große Fokusierung auf wirtschaftliche Belange und das Modell der „selbstregulierenden Wirtschaft“, dass nicht funktionieren können. Dabei sprach er auch die akuten Probleme in Spanien an. Benedikt: „Viele junge Menschen blicken besorgt in die Zukunft, weil sie Arbeit suchen, ihren Job verloren haben oder in prekären oder unsicheren Beschäftigungsverhältnissen stehen“. Er ermahnte die Menschen trotzdem nicht den „überall wartenden Versuchungen zu erliegen“.
Christen gegen Muslime – Glaubenskrieg fordert wieder Menschenleben
Nach der Medienwirksamen Verbrennung eines Koran-Buches in den USA, durch den umstrittenen Pastor Terry Jones und seine Anhänger, ist es in den vergangenen Tagen zu heftigen, gewalttätigen Protesten in Afghanistan gekommen. Dabei wurden am Wochenende in Kandahar mindestens 81 Personen verletzt. Dort riefen aus Anlass der Koranverbrennung, verschiedene religiöse Gruppierungen zu Protesten gegen die USA auf. Die friedlich begonnene Demonstration zog zum UN-Gebäude in Kandahar. Dort versuchten vereinzelte Demonstranten die Absperrungen zu überwinden und konnten nur durch massiven Polizeieinsatz daran gehindert werden. Die afghanischen Behörden gehen davon aus, dass sich eine Gruppe namens „Feinde des Volkes“ unter die Demonstranten gemischt und ständig versucht hat, die Menge zu Gewalttätigkeiten aufzustacheln. Dabei wurden mehrere Privathäuser, Regierungsgebäude und Fahrzeuge in Brand gesteckt und teilweise zerstört. Bereits am Freitag hatte es in Masar-i-Scharif gewalttätige Proteste gegen die Koranverbrennung gegeben, bei denen sieben UN-Mitarbeiter getötet worden waren. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sprach den Angehörigen sein Beileid aus und versprach, alles in seiner Macht stehende zu tun, um die Vorfälle aufzuklären. Derweil gab Pastor Jones gegenüber der Presse an, sich nicht verantwortlich für die Eskalation der Gewalt zu fühlen. Er forderte die UNO und die USA auf, „zu reagieren“. Jones: „Die Zeit ist gekommen, den Islam zur Verantwortung zu ziehen“. Dies zeigt wieder einmal deutlich, dass der Einfluss jedweder religiöser Fundamentalisten, ein ausschließlich negativer ist. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um, in diesem Fall provozierende christliche, oder mit Gewalt reagierende muslimische Fundamentalisten handelt. Schädlich für den Frieden sind ganz offensichtlich beide Gruppen gleichermaßen.
Papst „erlaubt“ Kondome
In „begründeten Einzelfällen“, will der Vatikan zukünftig die Benutzung von Kondomen „erlauben“. Und damit die Euphorie nicht zu hohe Wellen schlägt, schiebt Papst Benedikt der XVI. noch als Beispiel die Prostitution hinterher. Damit versteht dann auch der Dümmste, dass es sich bei Sexualakten, die nicht der Fortpflanzung dienen, um eine „natürlich nicht … wirkliche und moralische Lösung“ im Sinne des Christentum handelt. Vor einem halben Jahr hatte der Papst, ausgerechnet während seiner Reise durch Afrika, wo 28 Millionen Menschen bereits an Aids leiden und durch fehlende medizinische Versorgung in den kommenden Jahren auch daran sterben werden, die Benutzung von Kondomen für Katholiken mit den Worten: „Man kann das Aids-Problem nicht durch die Verteilung von Kondomen regeln. Ihre Benutzung verschlimmert vielmehr das Problem“ abgelehnt. Das perfide an der Situation ist, dass die katholische Kirche in Afrika mit europäischen Spenden bezahlte Hilfsprojekte unterhält, die zeitgleich immer auch an Missionierung gekoppelt ist. Die fehlende Bildung der auf diese Hilfe angewiesenen Menschen, lässt sie alles was ihnen von den katholischen Priestern vor Ort erzählt wird, wörtlich nehmen. Während hier in Europa das Kondomverbot mit einem Achselzucken ignoriert wird, halten sich die Menschen trotz des inzwischen verbreiteten Wissens um die Gefahr daran, weil sie Angst vor den angedrohten Höllenqualen nach dem Tod haben. Es waren die weltweiten Proteste gegen die öffentliche Äußerung des Papstes, die ihn gezwungen hat, diese halbherzige Zugeständnis an die Menschlichkeit zu machen.
Wulff tritt vor dem türkischen Parlament für die Religionsfreiheit ein
Bundespräsident Christian Wulff ist das erste deutsche Staatsoberhaupt, das vor einem türkischen Parlament sprechen durfte. In seiner Rede betonte Wulff, dass die türkischen Einwanderer Deutschland vielfältiger gestaltet haben und trotz vereinzelt noch vorhandener Integrationsschwierigkeiten, längst ein wichtiger Teil der deutschen Gesellschaft sind. Außerdem forderte er Religionsfreiheit nicht nur für deutsche Muslime, sondern auch für die Minderheit der Christen in der Türkei: „Die Religionsfreiheit ist Teil unseres Verständnisses von Europa als Wertegemeinschaft“ Und so wie Muslime in Deutschland ihren Glauben „in würdigem Rahmen praktizieren“ können, fordere er das gleiche Recht für Christen in den islamischen Ländern: „Gleichzeitig erwarten wir, dass Christen in islamischen Ländern das gleiche Recht haben ihren Glauben öffentlich zu leben, theologischen Nachwuchs auszubilden und Kirchen zu bauen.“ In der Türkei gibt es immer wieder nationalistische Bestrebungen, die das Christentum als Gefahr für die Einheit des Landes sehen und fordern, diesen nicht als dem Islam gleichwertig anzuerkennen. Angesichts der Geschichte des Christentums lässt sich das auch schlecht bestreiten. Allerdings geht diese Gefahr von jeder Religion aus, so dass ein friedliches Nebeneinander der verschiedenen Religionen noch am ehesten durch eine Beschneidung der Rechte aller Religionen gewährleistet werden kann.