Archiv der Kategorie: Bildung

OECD: Bildungspolitik mangelhaft

Ein für die kommenden Wahlen entscheidender Faktor, wird die Handhabung des Bildungssektors durch die einzelnen Parteien sein. Damit sieht es in Deutschland, trotz ständiger gegenteiliger Willensbekundungen jedoch nicht rosig aus. So zeigt der internationale Vergleich der Ausbildung Hochqualifizierter, dass Deutschland diesbezüglich in den letzten Jahren deutlich weniger erreicht hat, als andere Länder. Während in den 50er Jahren in Deutschland noch 20 Prozent aller Schulabgänger einen Fach- oder Hochschulabschluss erzielten, schafften das 2010 schon 25 Prozent. Beim Anteil Hochqualifizierter lag Deutschland damals allerdings im Vergleich aller OECD-Länder im Mittelfeld, während Deutschland jetzt auf einen der letzten Plätze abgerutscht ist. OECD-Bildungsexperte Andreas Schleicher kritisiert, dass Deutschlands Anteil an hochqualifizierten Fachkräften „deutlich geschrumpft“ ist. In der Altersgruppe der 25 bis 34-Jährigen, können nur rund 3,1 Prozent eine bessere Qualifizierung vorweisen. Als Grund für die schleppende Verbesserung der Bildung in Deutschland gibt der OECD an, dass die deutsche Regierung zu wenig in die Bildung investiert. Waren es vor 15 Jahren noch über 5,1 Prozent des Bruttoinlandprodukts, die für Bildung ausgegeben wurden, fiel die Zahl inzwischen auf 4,8 Prozent. Dem gegenüber investieren die meisten Länder wesentlich mehr, was sich allmählich auch durch eine höhere Produktivität bemerkbar macht. Das Bundesministerium konterte den Vorwurf der zu geringen Bildungsinvestitionen mit der Tatsache, dass es derzeit so viele Studienanfänger gibt, wie niemals zuvor. Das liegt allerdings allein an der Kürzung der Abiturzeit und der zeitgleichen Abschaffung der Wehrpflicht, durch die mehr Auszubildende zur Verfügung stehen.

Südkorea plant Schule 2.0

Während in Deutschland noch immer um den Sinn und Unsinn von Hauptschulen gestritten und mit veralteten Lehrbüchern gearbeitet wird, die von den Schülern und deren Eltern selbst finanziert werden müssen, sind andere Länder längst dabei, ihren Unterricht zu digitalisieren. So wird in Südkorea in den nächsten Jahren rund 1,4 Milliarden Euro investiert, um Schulen und Schüler mit der neuesten Technik auszustatten. Bis zum Jahr 2015 sollen alle koreanischen Schüler einen eigenen Tablet-PC haben, auf den die Lehrbücher in Form von E-Books heruntergeladen werden können. Auch sollen Kinder, die wegen Krankheit nicht in die Schule kommen können, den Unterricht zukünftig in einem virtuellen Klassenzimmer verfolgen können. Die Schulen in Südkorea sollen dafür komplett mit Wlan ausgestattet werden. Mitarbeiter der koreanischen Regierung erklären, dass „die Schulen selbst entscheiden können, welche E-Books in welchem Jahr zu welchem Fach für die Schüler angeboten werden“. Auch in Deutschland wird eine bessere digitale Ausrüstung für die Schulen gefordert. Wie der Branchenverband Bitcom mitteilte, sind über 60 Prozent der deutschen Lehrer der Meinung, dass sich ein häufigerer Einsatz von Computern an den Schulen positiv auf die Lernergebnisse auswirken würde. Noch immer fehlt es aber in vielen Schulen an der notwendigen Ausstattung. Von einem iPad für Jeden, können die deutschen Lehrkräfte und Schüler nur träumen.

Hertie-Stiftung unterstützt Jugendliche

Noch immer schneiden Kinder mit Migrationshintergrund im Bildungsvergleich wesentlich schlechter ab, als ihre gleichaltrigen Mitschüler, deren Eltern in Deutschland geboren sind. Das hat viel mit Sprachschwierigkeiten in den ersten Schuljahren zu tun, die oft prägend für die weitere schulische Entwicklung werden. Die gemeinnützige Hertie-Stiftung hat ein Studienprogramm aufgelegt, mit dem Jugendliche die ausländische Wurzeln haben unterstützt werden sollen. Heute Mittag wurden im Dresdner Kulturrathaus acht gesellschaftlich engagierte Jugendliche mit diesem kleinen „Stipendium“ für ihre bisherigen Bemühungen ausgezeichnet. Sie erhalten in diesem Rahmen einen Laptop mit Internetanschluss, 100 Euro Bildungsgeld pro Monat und werden zu verschiedenen Seminaren über Politik und Persönlichkeitsbildung eingeladen. Insgesamt 34 Jugendliche Sieben- bis Zehnklässler, sollen durch dieses „START“-Programm unterstützt werden.

Sicher, die Kids freuen sich bestimmt über einen neuen PC und die 100 Euro Büchergeld findet auch Jeder klasse. Aber wo ist der Nutzen für die Kinder, die die Auswahlkriterien nicht erfüllen? Wie soll dieses Programm helfen, Jugendlichen bessere Bildungschancen zu eröffnen? Die Kinder müssen sich, um ausgewählt zu werden, selbst bewerben. Sie müssen mindestens einen Notendurchschnitt von 2,5 aufweisen und vor allem müssen sie bereits „engagiert“ sein. Und das trifft genau auf jene Jugendlichen zu, die bereits durch die Eltern oder Freunde so weit unterstützt worden sind, dass sie Spaß am Lernen und gute Chancen auf einen erfolgreichen Berufsweg haben. Diesen Kindern Seminare für „Persönlichkeitsbildung“ anzubieten, ist fast schon ein wenig demütigend. Mir drängt sich der Verdacht auf, dass diese Aktion lediglich Alibifunktion hat, denn die tatsächlichen Problemfelder werden nicht einmal gestreift.

Den Kids die sich für diese Unterstützung qualifizieren konnten, wünsche ich trotzdem alles Gute und viel Spaß mit den neuen Laptop. „Einem geschenkten Gaul….“ 😉

Erster islamischer Studiengang geplant

An der Universität Tübingen in Münster, sollen erstmals in Deutschland islamische Religionslehrer und Imame ausgebildet werden. Dafür entsteht hier ein Zentrum für Islamstudiengänge. Bundesbildungsministerin Annette Schavan begrüßte diese Entwicklung: „Ich bin davon überzeugt, die Einrichtung von Fachbereichen für theologisch orientierte islamische Wissenschaften ist ein weiteres Kapitel der Geschichte der theologischen Wissenschaft in Deutschland“. Ihrer Überzeugung nach wird auf die Art nicht nur der Glauben bewahrt, sondern auch ein Übertritt des Islams in die Moderne bewirkt. Dabei würde die Universität als Ort kritischer Auseinandersetzung mit der Historie unterstützend beitragen. 500 Studienplätze werden dafür vorerst zur Verfügung gestellt. „Die eingerichteten Studienzentren sind ein wesentlicher Beitrag zur Integration von Muslimen“, glaubt Frau Schavan. Das stimmt vielleicht sogar. Aber vor allem ist es ein wichtiger Beitrag für die Festigung religiöser Glaubensgemeinschaften in Deutschland. Und der Bedarf daran sinkt von Jahr zu Jahr.

Zahl der Hochschulabsolventen inakzeptabel

Obwohl sich die Bundesregierung für 2010 vorgenommen hatte, zehn Prozent der Staatseinnahmen für die Bildung auszugeben, ist die finanzielle Situation an unseren Bildungseinrichtungen noch immer verheerend. Deutschland liegt im internationalen Vergleich bei der Zahl der Hochschulabsolventen weit hinten. Für ein Land, dass über keine anderen Ressourcen als Menschen und Wissen verfügt, eine gefährliche Entwicklung. Warum das so ist, dass zeigen die Vergleiche mit anderen Staaten allerdings auch. Deutschland gibt viel weniger für die Bildung und Ausbildung ihrer Bürger aus, als die meisten anderen Länder. Eine aktuelle OCED-Studie zufolge hat sich zwischen den Jahren 2000 und 2008 zwar die Anzahl der Fach- und Hochschulabsolventen um über ein Drittel erhöht, aber damit kommt Deutschland noch immer nur auf einen Anteil von circa 25 Prozent an Akademikern, während der OECD-Schnitt in der selben Zeit auf 38 Prozent gestiegen ist. Die Bildungsausgaben liegen in Deutschland, entgegen der Pläne der Regierung, nur bei 4,7 Prozent des Bruttoinlandprodukts. Lediglich Italien, die Slowakei und Tschechien geben ebenfalls so wenig für die Bildung ihrer Bürger aus. Auch die Förderung von Kindern einkommensschwacher Eltern wird in Deutschland vergleichsmäßig stark vernachlässigt. Wenn wir diese Entwicklung nicht schleunigst und tiefgreifend verbessern, werden wir in wenigen Jahren auch wirtschaftlich nicht mehr mit anderen Ländern mithalten können.