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Heikler Papstbesuch in Großbritannien

Vom 16. bis 19. September ist der Besuch von Papst Benedikt XVI in Großbritannien geplant. Die Briten sind davon allerdings wenig begeistert. Nach einer aktuellen Umfrage lehnen über 80 Prozent von ihnen den Papstbesuch ab. Das es in England offiziell nur 10 Prozent Katholiken gibt, da im Land die meisten Gläubigen der Anglikanische Kirche angehören, ist allerdings nicht der Grund für diese offene Ablehnung. In Großbritannien haben sich die Christen mit ihrer Reform im 15. Jahrhundert zwar teilweise von der Macht Roms befreit, aber die daraus entstandene Anglikanische Gemeinde betrachtet sich größtenteils als selbständiger Teil der katholischen Kirche. Der am häufigsten genannte Grund für den Widerspruch gegen den Besuch des Papstes, ist dessen ablehnende Haltung zu den Fragen der Empfängnisverhütung, Abtreibung, Homosexualität und Frauen in der Kirche. 70 bis 79 Prozent aller Befragten kritisierten die Haltung des Vatikans zu diesen Themen. Erschwerend kommt hinzu, dass die kath. Kirche trotz der Berufung auf ihre angeblichen moralischen Werte, zeitgleich pädophile Geistliche über Jahre geschützt und der Justiz entzogen hat. Das sie für den Besuch des Papstes, der nicht imstande ist zwischen Recht und Unrecht zu entscheiden 12 – 14 Millionen Euro Steuergelder zahlen müssen, mach viele Briten wütend. Für Samstag den 18. September plant ein Bündnis verschiedener Gruppen eine Demonstration gegen den Vatikan, der „gegen liberale britische Werte“ verstößt.

Es bedarf keines Gottes…

Es gibt viele Menschen, die mit dem Widerspruch zwischen den ihnen in der Kindheit vermitteltem Glauben an einen Gott und der immer weiter voranschreitenden Erkenntnis, dass es für all die Geheimnisse des Lebens eine natürliche Erklärung gibt, nicht klar kommen. Eine in frühester Kindheit geprägte Meinung lässt sich im Erwachsenenalter nur schwer wieder „löschen“. Dazu kommt, dass viele Menschen Trost aus der Hoffnung auf ein Weiterleben nach dem Tod ziehen. Um den Widerspruch zwischen Glauben und Wissen zu verringern sind immer mehr Menschen gezwungen zu versuchen, ihren Gott in das sich ständig verändernde Weltbild zu integrieren. Mit teilweise haarsträubenden Ergebnissen. Sogenannte ID-Befürworter, die Verfechter der Lehre die Perfektion des Zusammenspiels in der Natur wäre ein Beweis für eine von Gott gestaltete Umwelt, suchen seit Jahren nach nicht-reduzierbaren Systemen in der Natur, die sie als Beispiel für das „perfekte Design“ durch Gott anführen. Wird dieses, wie zum Beispiel bei der recht einfachen wissenschaftlichen Erklärung wie sich im Laufe der Evolution das Sehvermögen gebildet hat widerlegt, suchen diese Pseudowissenschaftler einfach nach neuen, noch nicht erklärten Phänomenen. Diejenigen, denen mittlerweile klar geworden ist, dass sich einfach alle Funktionen und Systeme in der Natur durch Anpassung an die jeweilige Umgebung erklären lassen, haben sich auf die Aussage verlegt, dass Gott zumindest für die Entstehung unserer Erde mit all ihren naturwissenschaftlichen Gesetzen verantwortlich sein kann. Dabei zitieren sie gern Wissenschaftler wie Einstein und Hawking, die zwar nicht gläubig sind, aber als stringent sachlich denkend und dem real existierend Beobachtbaren verpflichteten Wissenschaftler, auch einen Gott nicht ausschließen, so lange dies nicht beweisbar ist. Das hat Stephen Hawking jetzt aber getan. In seinem neuen Buch: „The Grand Design“, das bereits in Auszügen der britischen Zeitung „The Times“ vorliegt, legt der Wissenschaftler dar, wieso es für die Entstehung unseres Universums keinen Gott braucht: „Weil es ein Gesetz wie das der Schwerkraft gibt, kann sich das Universum selbst aus dem Nichts erschaffen….Spontane Entstehungsprozesse sind der Grund dafür, dass es mehr als Nichts gibt, warum das Universum und warum wir existieren“. Jeder Mensch kann und soll das glauben, was er will. Ist dieser Glaube jedoch so unbegründet, wie im Falle eines auf uns einwirkenden Gottes, lasse sich daraus keine für die Allgemeinheit gültigen Gesetze und Verhaltensnormen ableiten. Da diese noch immer als Überbleibsel eines längst überwundenen Zeitalters bestehen, ist es überfällig eine strikte Trennung sämtlicher Glaubensrichtung von rechtsstaatlicher Arbeit vorzunehmen.

Warum zahlen wir 460 Millionen Euro an die Kirche?

Dotationen sind regelmäßige Einkünfte, ähnlich einer Mitgift, die traditionell eine zeitlang für besondere Verdienste gezahlt werden. Im Jahre 1803 wurden in Deutschland alle in christlicher Hand befindlichen Fürstentümer aufgelöst, und unter den damaligen deutschen Staaten aufgeteilt. Der Grund für diese Enteignung war, im Rahmen der Beendigung des Feudalismus, der Versuch eine gerechtere Verteilung der erarbeiteten Güter vorzunehmen.

Doch vor einer umfassenden Säkularisierung schreckten die damaligen Machthaber zurück und vereinbarten eine Entschädigungszahlung. Diese wurde 1933 im Konkordat des Vatikans mit Hitler bestätigt. Und ist bis heute wirksam. Seit über zweihundert Jahren zahlt die deutsche Gesellschaft für eine Enteignung von Gütern, die durch Raub, Mord und Erpressung in den Besitz der damaligen Kirche gelangt waren. 460 Millionen Euro pro Jahr, zahlen Bund und Länder an die beiden Großkirchen in Deutschland – unabhängig von der ohnehin größtenteils staatlich finanzierten Unterhaltung sogenannter „kirchlicher Einrichtungen“, wie Kindergärten und Krankenhäuser.

Zum ersten mal wird dieses Gewohnheitsrecht auch von Politikern in Frage gestellt. Führende Landespolitiker, wie zum Beispiel Chef-Haushälter der SPD-Bundestagsfraktion, Carsten Schneider, fordern jetzt eine Kürzung dieser Zuschüsse um mindestens zehn Prozent. Wolfgang Kubicki (FDP) will das Thema, bei der nächsten Sparklausur der Landesregierung auf die Tagesordnung setzen.:„Wir müssen überall sparen, auch bei den Kirchen„. Diese Entwicklung als Folge des enormen Sparzwanges von Bund und Ländern war vorherzusehen. An einem völlig überalterten und rechtswidrigem Vertrag herumzudoktern und sich vielleicht aus Geldnot einen neuen Vertrag abtrotzen zu lassen, ist jedoch der falsche Weg. Es ist an der Zeit zu prüfen, in wie weit diese 200 Jahre alte Vereinbarung für unsere Gesellschaft noch akzeptabel ist.

Nachfolger für Walter Mixa ernannt

Überraschend schnell, hat der Vatikan einen Nachfolger für den aus dem Amt geschiedenen Bischof Walter Mixa gefunden. Wie das Bistum Augsburg mitteilte, soll der Görlitzer Bischof Konrad Zdarsa, am 23. Oktober offiziell Nachfolger des zurückgetretenen Bischofs Mixa werden. Josef Grünwald, der bis dahin die Leitung des Bistums stellvertretend übernommen hat, zeigt sich erfreut über die Wahl und bezeichnet Zdarsa als erfahrenen Seelsorger mit Erfahrung in der Verwaltung eines Bistum. Normalerweise dauert es ungefähr ein Jahr, bis ein neuer Bischof eingesetzt wird. Die ungewöhnlich rasche Entscheidung des Papstes, wird als Zeichen gewertet, dass die Brisanz der Situation in Augsburg, ausgelöst durch die sich häufenden negativen Schlagzeilen über Walter Mixa, in Rom erkannt und ernst genommen wird.

In einem ersten Interview, hat sich der zukünftige Augsburger Bischof, wie nicht anders zu erwarten, von seinem Vorgänger distanziert und darauf hingewiesen, dass er auch in der Gemeindearbeit andere Ziele propagiert, als Jener. Besonderen Wert legt er auf den Dialog zwischen allen christlichen Konfessionen. „Wir könnten unglaublich mehr miteinander tun als das, was wir bislang tun. Wir müssen nicht gleich den fünften Schritt vor dem ersten tun und gemeinsames Abendmahl feiern. Aber es gibt eine große Sehnsucht nach Einheit.“ Er versucht einen Schlussstrich unter die Affäre Mixa zu ziehen und hofft auf einen „kommunikativen Neuanfang“. Dafür will er versuchen mit den Menschen im Bistum zu reden um das gegenseitige Kennenlernen zu fördern. 1,5 Mio. Katholiken hat sein neuer Wirkungskreis. Bisher leitete er das kleine Bistum Görlitz, mit nur 30.000 Gläubigen. Zdarsa fordert die Menschen in seinem Interview auf, für die Missbrauchsfälle nicht die gesamte Kirche verantwortlich zu sehen. „Jeder Missbrauchsfall ist einer zu viel„, meinte er dazu, „aber man muss auch die Relationen sehen.“ – sein bisher einziger Fauxpas, ist die Kirche doch auf blinden, da nicht begründbaren, Gehorsam seitens ihrer Anhänger angewiesen. Die schnelle Entscheidung des Vatikan für diesen Nachfolger, lässt auch nicht auf einen zu erwartenden Paradigma-Wechsel schließen. Den können immer noch, nur die zahlreichen Mitglieder der Kirche herbeiführen. Ob die eher verhaltene Reaktion auf den Vertrauensmissbrauch, in Bayern auf tatsächlich vorhandenen Glauben, oder auf Desinteresse beruht, wird sich wohl erst in ein paar Jahren, anhand der stattgefundenen oder versäumten, christlichen Erziehung durch das Elternhaus zeigen.

Frist für Walter Mixa gesetzt

Offiziell ist man im Bistum Augsburg „wütend“ auf den Ex-Bischof Walter Mixa. Er war vor einer Woche unangemeldet in seine Wohnung im Bischofshaus zurückgekehrt. Wirklich überrascht haben dürfte es seine ehemaligen Kollegen allerdings nicht. Schließlich handelt es sich dabei noch immer um seinen angemeldeten und einzigen Wohnsitz. Da dieser aber an das Amt des Bischofs gebunden ist, von dem Walter Mixa ja inzwischen entbunden wurde, hat die Diözese ihn jetzt eine Frist für seinen Auszug gesetzt. Eigentlich alles ein normaler Ablauf, aber Normalität herrscht in Augsburg noch lange nicht. Zu tief sitzt der Schock, über die Anschuldigungen die gegen Mixa erhoben wurden und die bisher ungewohnt harte Reaktion der Öffentlichkeit darauf. Weshalb auch gleich nach Bekanntwerden der Wiederkehr Walter Mixas die „süddeutsche.de“ über die getroffenen Maßnahmen informiert wurde. So ist die „Wut“ auf Mixa wohl eher die Sorge vor einem erneuten Aufflammen der Empörung unter der Bevölkerung, die nicht nur ihm, sondern dem Ansehen der ganzen kirchlichen Gemeinde schadet. Allerdings ist es fraglich, ob solch verbale Kosmetik ausreichend ist, um das Vertrauen der Menschen zurück zu gewinnen.